Kreta und die Flüchtlinge


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Flüchtlingsboot auf See (Bildquelle Wikicommons, Public Domain)

Kaum haben einige Flüchtlinge den Weg nach Kreta gefunden oder sind vor Kreta in Seenot geraten und im besten Fall gerettet worden, häufen sich in den sozialen Netzwerken und speziell bei Facebook in den Kreta-Gruppen (z.B. bei uns im Kreta-Forum) Nachfragen und Sorgen bzgl. dieses Themas.

Besonders schlimm sind natürlich solche Kommentare wie „Die sind doch selbst schuld, wenn sie so ein Boot besteigen“. Da erübrigt sich jede Diskussion, solche Teilnehmer werden bei uns in der Facebook-Gruppe sofort gelöscht.

Aber es gibt auch eher naive Fragen, ob denn Kreta jetzt mit einer Flüchtlingsschwemme zu kämpfen habe und „ob man da überhaupt noch in fahren könne“ oder „werden dort jetzt überall Tote angeschwemmt“?

Ein Blick auf die Fakten, Stand 04.06.2016:

  • In den letzten Tagen wurden auf Kreta knapp 200 Flüchtlinge angetroffen, die es irgendwie so an Land geschafft hatten.
  • Ca. 75 Seemeilen vor der Südküste ist ein Flüchtlingsboot gekentert, welches mit bis zu 700 Menschen besetzt war, von denen rund die Hälfte bisher lebendig geborgen wurde. Die andere Hälfte ist vermutlich ertrunken.

Insgesamt sind also rund 550 Flüchtlinge auf Kreta angekommen, die ggf. untergebracht und versorgt werden müssen. Ein Großteil der Flüchtlinge soll dabei nicht auf Kreta verbleiben, sondern weiter auf’s Festland und/oder nach Italien gebracht werden.

Selbst wenn alle auf Kreta verblieben, wäre der Flüchtlingsanteil dort weiterhin verschwindend gering, bei rund 750.000 Einwohnern und über 3 Millionen Touristen pro Jahr. Nebenbei bemerkt, Kreta hat über 8000 Quadratkilometer Fläche und mehr als 1000 km Küstenlinie.

Alle Befürchtungen, im Urlaub dauerhaft mit Flüchtlingen oder gar angespülten Leichen konfrontiert zu werden, wie es im Internet so geäußert wird, sind also rein von der Faktenlage her völlig bizarr.

Richtig schlimm finde ich aber die Empathielosigkeit der meisten dieser Fragesteller, die den persönlichen Erholungswert weit über dem Leid der Flüchtlinge ansiedeln.

Und nebenbei bemerkt geht es Griechenland auch weiterhin selbst richtig miserabel und jeder ausbleibende Tourist macht die Lage der einfachen Menschen vor Ort, die von den Reisenden leben, schlimmer.

Mein Vorschlag: Nach Kreta und Griechenland fahren, im unwahrscheinlichen Fall, Flüchtlingen zu begegnen, anpacken und was Gutes tun und ansonsten mal darüber nachdenken, was denn generell geändert werden müsste, damit vielleicht künftig mal weniger Menschen aus Krisengebieten zu uns fliehen müssen, um ihr nacktes Leben zu retten.

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