Die orthodoxe Osterzeit und das Osterfest


Werbung


Ostern in Griechenland - Rot gefärbte Eier gehören immer dazu

Ostern in Griechenland – Rot gefärbte Eier gehören immer dazu

Ostern ist das höchste Kirchenfest der orthodoxen Christen. Gefeiert wird die Auferstehung von Jesus Christus. In diesem Beitrag schauen wir uns den Ablauf der Osterfeierlichkeiten der orthoxen Kirche genauer an.

Ostern zählt zu den beweglichen Feiertagen. Der Termin orientiert sich am biblisch überlieferten Zeitpunkt der Auferstehung Christi, die zur Zeit des jüdischen Pessachfestes im Frühling stattfand.

Bereits auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 nach Christus wurde der Termin des Osterfestes auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond festgelegt. Da die Ostkirche hierfür den julianischen Kalender zugrunde legt, weicht der Termin oft vom westlichen Ostern ab, das nach dem gregorianischen Kalender berechnet wird.

Die Osterzeit beginnt in Griechenland 40 Tage vor dem Ostersonntag am Rosenmontag, der in Griechenland „Sauberer Montag“ genannt wird, mit der Fastenzeit.
Während der Fastenzeit verzehren die gläubigen Christen kein Fleisch. Erlaubt sind Meerestiere, die kein sichtbares Blut enthalten, wie z.b. Octopus und Muscheln, sowie Schnecken. Am Rosenmontag lässt man auch traditionell Drachen steigen.

Rosenmontag - Drachenfliegen am Strand von Tymbaki

Rosenmontag – Drachenfliegen am Strand von Tymbaki

Die Karwoche, die in Griechenland die „Große Woche“ (Megáli Evdomáda) genannt wird, beginnt mit dem „Großen Sonntag“ und endet am „Großen Samstag“ mit der Auferstehung von Jesus Christus um Mitternacht.

Der Große Sonntag, der Palmsonntag, im griechischen „Kyriaki tou Lazarou“, wird mit einem speziellen Gebäck gefeiert. Diese Lazarakia sind kleine Hefeteigpuppen mit Augen aus Gewürznelken, die den in das Grabtuch eingewickelten Leib Christi symbolisieren. Während dieser Sonntag noch wie ein heiteres Familienfest begangen wird, wird die Stimmung zum Ende der Großen Woche hin immer düsterer. Die Kirchen sind in dunklem Violett geschmückt und die gelbe Fahne der Orthodoxie vor den Kirchen hängt auf Halbmast.

Viele Griechen fasten nicht mehr während der ganzen Zeit ab Rosenmontag, aber jetzt in der Großen Woche. Die Restaurants bieten in dieser Zeit vermehrt Fastenspeisen an.

Jeden Abend versammeln sich die Christen zum Gottesdienst in den Kirchen. In einer festen Liturgie wird an jedem Tag ein anderes Stück aus Jesus Christus’ Leben und Leiden erzählt. Am großen Dienstag geht es um eine junge Frau, die ihren Körper verkauft und dann geläutert wird und ihr restliches Leben im Kloster verbringt.

Am Großen Mittwoch wird den Gläubigen nach dem Gottesdienst ein Stück Watte gereicht. Um die Vergebung der Sünden zu erlangen, wird es in Öl getaucht und damit dann die Stirn bekreuzigt.

Ein sehr bedeutender Tag in der Großen Woche ist der Gründonnerstag. In der Kirche werden die zwölf Evangelien, die das Leiden von Jesus beschreiben, vorgelesen. Nach dem sechsten Evangelium wird es still in der Kirche und die Lichter gehen aus. Es ertönt der altgriechische Psalm „Simeron kremate epi ksilou“, „Heute wird er an das Holz gehängt“, und die Kreuzigung wird symbolisch dargestellt. Dazu ertönen Hammerschläge, die die Vorstellung, wie Jesus Christus an Händen und Füßen an das Kreuz genagelt wird, noch verdeutlichen. Dieses ist für viele Christen ein sehr emotionaler Moment, der viele der Anwesenden zu Tränen rührt.

Im Anschluß daran wird das Kreuz in die Mitte der Kirche gestellt und die Gläubigen legen Kränze und Blumen davor ab. Nach dieser Zeremonie werden dann die letzen sechs Evangelien vorgelesen. In dieser Nacht übernachten auch viele Gläubige in der Kirche, um die letzten Stunden vor der Beerdigung am Karfreitag noch mit Jesus Christus zu verbringen und ihm ihre Liebe zu zeigen.

Während der Nacht wird der Sarg, in den am Freitag Morgen der Leichnam gelegt wird, von jungen Leuten mit roten und weißen Blumen geschmückt. Dieser symbolische Leichnam ist ein goldbesticktes Tuch mit dem Namen „Epitafios“.

Am Karfreitag nimmt der Pope den symbolisch dargestellten Leichnam dann vom Kreuz ab und legt ihn in den verzierten Sarg. Viele Frauen, beten vor dem offenen Sarg und bestreuen den Leichnam mit Blütenblättern und Myrrhe.Während des Gottesdienstes am Abend wird der Sarg dann vom Popen und seinem Gefolge aus der Kirche getragen und dann, in einer Prozession mit der Gemeinde, um die Kirche herumgetragen. Dieses symbolisiert die Anzahl der Tage bis zur Wiederauferstehung. Nun heben vier Männer vor der Kirche den Epitafios in die Höhe und die Gläubigen laufen unter ihm hindurch. Jeder nimmt sich einige Blumen vom Sarg mit, da diese für das Gute in der Welt und die Gesundheit stehen. Durch das Verbeugen vor dem Sarg erhalten die Gottesdienstteilnehmer den Heiligen Segen.

Am Morgen des Großen Samstag versammeln sich die Gläubigen in der Kirche, um das Abendmahl einzunehmen.Das Brot stellt den Körper und der Wein das Blut Jesus Christus’ dar. Man wünscht sich „Kalí Anastási“, eine gute Auferstehung.  Der Höhepunkt des Großen Samstag ist dann der Gottesdienst am späten Abend. Die Gemeinde versammelt sich festlich gekleidet und mit der traditionell geschmückten Osterkerze, der „Lampada“, in der Hand, in der Kirche.

Der Pope und die Gemeinde singen Psalmen bis die Worte „Défte lávete fós“, „Kommt und holt Licht“, ertönen. Dann reicht der Pope das Heilige Licht an die Gläubigen weiter. Es wird durch die Kirche gereicht, bis alle Kerzen brennen.

Um Mitternacht ertönt dann der „Troparion“, der Psalm, der die Auferstehung von Jesus Christus verkündet. Dieser wird vom Popen und der Gemeinde dreimal gesungen. Währenddessen läuten die Kirchenglocken, am Himmel erstrahlt ein Feuerwerk und die Lampadas in den Händen der Gläubigen brennen. In dieser festlichen Stimmung liegen sich die Menschen in den Armen und küssen sich. Traditionell werden die Worte „Christós Anesti“, „Christus ist auferstanden“ und die Erwiederung „Alithós Anesti“, „Er ist wahrlich auferstanden“, gesprochen.

Nach dem Gottesdienst geht es dann mit der Familie nach Hause und das Fasten wird endlich gebrochen. Traditionell gibt es Mayeritsa, eine kräftige Suppe aus Lamminnereien, Ei-Zitronensoße und Kräutern. Ausserdem gibt es die am Donnerstag rotgefärbten Eier und das traditionelle griechische Osterbrot „Tsoureki“ sowie „Koulourakia“, ein Kleingebäck, das nur zur Osterzeit serviert wird. Die Familien feiern noch bis lange in die Nacht hinein die Auferstehung Christi.
Der Ostersonntag steht dann ganz im Zeichen einer ausgelassenen Familienfeier, bei der ein Lamm am Spiess gegrillt wird. Es wird im Familienkreis geschmaust, gesungen und getanzt.

Osterlamm - vor der Zubereitung

Osterlamm – vor der Zubereitung

In einigen griechischen Gegenden haben sich übrigens noch andere spannende Osterbräuche etabliert. Beim „Raketenkrieg“ auf Chios wäre ich auch gerne mal Zuschauer. ;-)

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner